Der Wahlkampf zur Bundestagswahl hat begonnen. 12 Bewerber wollen per Direktmandat von Nordsachsen aus in den Bundestag nach Berlin. Die TZ stellt Ihnen die einzelnen Kandidaten in einer Serie vor. Heute: Martin Richter, FDP.Facebook Twitter Mail Drucken
Martin Richter ist Wahlsachse. Der Leipziger könnte sich selbst ein Geschenk zu seinem 43. Geburtstag bereiten. Nur wenige Tage nach der Bundestagswahl, zu der er als Kandidat für die Freien Demokraten im Wahlkreis 151 antritt, feiert er den. Geboren in Schwedt, aufgewachsen in Brandenburg an der Havel, entschied sich Richter nach dem Abitur 1998 bewusst für den Eintritt in die Bundeswehr. Damals haderte er mit der Entscheidung der Bundesregierung zum Engagement auf dem Balkan. „Ich habe mich damals gefragt: Haben wir nichts aus den menschenverachtenden Ereignissen des 2. Weltkrieges gelernt?“, so Richter. Die Familie seines Großvaters war betroffen, das hat ihn früh mitgeprägt.
Er wollte selbst etwas entgegensetzen, etwas leisten als Angehöriger einer Parlamentsarmee zum Schutz von Frieden, Freiheit und demokratischen Rechten. So folgte die Ausbildung und das Studium in Hamburg an der Hochschule der Bundeswehr zum Diplompädagogen mit den Schwerpunkten Berufliche Ausbildung, Personalmanagement und Psychologie. Danach durchlief Martin Richter verschiedene berufliche Stationen, die ihn auch für viereinhalb Jahre nach Delitzsch an die Unteroffiziersschule des Heeres als Ausbilder führten. Weitere Stationen folgten. Seit 2015 agiert er in Leipzig in der Olbricht-Kaserne als Abteilungsleiter und steuert mit seinem Team die Ausbildung der Pioniertruppen der Bundeswehr mit.
Wahlleipziger wurde der Pädagoge allerdings schon früher, 2006. Er heiratete eine Leipzigerin und gründete mit ihr eine Familie. Heute lebt er mit ihr und den beiden Kindern in der Stadt mit Blick zum Völkerschlachtdenkmal und findet in der Freizeit als begeisterter Hobbyhandwerker in seinem Altbauhaus immer etwas zu tun. Lesen, am liebsten Kriminalromane, Ausdauersport, aber auch die Historie Leipzigs beschäftigen ihn in der derzeit doch etwas raren Freizeit. Die Messestadt wuchs ihm schon früher, in der Kindheit, ans Herz. Oft war Richter bei seinen „Lieblingsgroßeltern“, die hier lebten.
Seit zwei Jahren engagiert sich der Diplompädagoge und Oberstleutnant aktiv politisch bei den Freien Demokraten im Kreisverband Leipzig. Eine Entscheidung, die er bewusst getroffen hat, denn es gebe viele Dinge in unserem Land, die der 42-Jährige nicht einfach hinnehmen möchte, die er verändern und nach vorn bringen will. Nicht für sich, sondern für die Gesellschaft. Deshalb musste er nicht lange überlegen, als der nordsächsische Kreisverband der Freien Demokraten anfragte, ob er in ihrem Wahlkreis für den Bundestag kandidieren würde.
Die Antworten auf die Fragen, wofür er steht, was er verändern will, zeugen davon, dass Richter im Leben steht, Dinge analysiert und darauf basierend nach Lösungen mit und für die Menschen in unserem Land sucht. „Der Öffentliche Nahverkehr muss bedarfsgerecht entwickelt und ausgebaut werden. Hier muss deutlich etwas getan werden. Die Kommunen und Kreise müssen so finanziell ausgestattet werden, dass sie selbst entscheiden und gestalten können.“ Überall werde Fachkräftemangel beklagt. Würde man den Öffentlichen Dienst beispielsweise mit Onlineangeboten für die Bürger kombinieren und so schlanker gestalten, dann könnte eine Menge an Fachleuten freigesetzt werden. Zudem könnten so Prozesse, wie beispielsweise bei einer Gewerbeanmeldung, vereinfacht und beschleunigt werden. Richter ist nicht nur davon überzeugt, sondern fordert, dass vieles verständlicher erklärt, formuliert und nachvollziehbar für jeden Bürger gestaltet werden muss. Er will auch Politik entgrenzen. Die Bildung sei so ein Bereich, wo es bundesweit viel zu tun gibt. Er denkt dabei nicht nur an einheitliche Standards oder Bildungspläne. Durch seine Zeit in Delitzsch und als Leipziger, sieht er die Entwicklung der Metropolregion Leipzig und des Umlandes mit gemischten Gefühlen. „Mir passiert hier um Leipzig zu wenig“, sagt Richter. Schon vor Jahren habe die FDP das Thema Klimaschutz als erste Partei auf die Ebene der Politik gehoben. Klar, dass er auch hier Potenzial für zukunftsweisende Veränderungen sieht. Aber die müssten so gestaltet sein, dass jeder sie mittragen kann.
Martin Richter, sollte er das Vertrauen der Wähler erhalten, sieht sich künftig nicht als Berufspolitiker auf Dauer. Maximal zwei Legislaturen würde er im Bundestag mitarbeiten wollen, um nicht die Sicht auf das wahre Leben, die Basis im Land zu verlieren. Denn es bedürfe stetig neuer Ideen und Gedanken von außen, um eine Gesellschaft nach vorn bringen zu können.
Artikel: Bärbel Schumann / Torgauer Zeitung
Foto: Wolfgang Sens