Christian Lindner in Leipzig : Zeit für Mut statt Spott und Häme

10. August 2017

Seine Erscheinung ist charismatisch, seine Reden sind Kult. Der gebürtige Wuppertaler Christian Lindner will nach dem Wahlerfolg in Nordrhein-Westfalen nun die FDP wieder in den Bundestag führen. Auf seiner Wahlkampftour durch Deutschland hat er gestern auch in Leipzig Halt gemacht.


Es ist kurz nach 13 Uhr als Christian Lindner den Schmalenbach-Saal der Handelshochschule Leipzig (HHL) betritt. Zahlreiche Interessierte einschließlich der Presse haben den Weg in den Saal zum Hörsaalchat gefunden. Die entspannte Umgangsart Lindners mit den Gastgebern – der Liberalen Hochschulgruppe Leipzig (Freier Campus) und den Jungen Liberalen Leipzig – hinterlässt den Eindruck einer unkomplizierten, geerdeten Person. Nach einer kurzweiligen Einführung des Vorsitzenden des Freien Campus Maximilian Dichtl gehört nun Christian Lindner die Bühne.

Weltbeste Bildung

Das Publikum, welches sich zum Teil aus Studenten der HHL, Pressevertretern, aber auch aus interessierten Bürgern zusammensetzt, blickt erwartungsvoll auf den Mann, der in der FDP intern oft nur noch mit CL abgekürzt wird. Sein Einstieg gelingt ihn mit dankenden Worten, einem Wink an die Protestler an der Ruhr Universität in Bochum und einer kleinen Wiedergutmachung. Wiedergutmachung dafür, dass er Andreas Pinkwart – den ehemaligen Rektor der HHL – nun als Minister für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie nach Nordrhein-Westfalen geholt hat und er im Ausgleich dafür mit einem zwinkernden Unterton sich in Leipzig vorstellt.
Erstes Thema seiner Rede: Bildung. Am Publikum demonstriert er sehr anschaulich, dass an dem Klischee dass den Studenten privater Hochschulen anhaftet nicht viel dran ist. Anders als von vielen erwartet: Nur wenige dieser Studenten kommen aus einem reichen Elternhaus. Sie investieren in ihre Zukunft ebenso mit eigenen Mitteln und stehen dabei oft genauso da wie Studenten staatlicher Hochschulen – mit dem Unterschied dass die Studiengebühren privater Hochschulen bisher zu einer vergleichsweise besseren Ausstattung und Studiensituation führen. So führt Lindner aus, dass das Land NRW die Studiengebühren sogar dafür genutzt hat, den Landeshaushalt zu sanieren, statt in den Erhalt und die Verbesserung der Universitäten und Hochschulen investieren. Laut der AOK haben sich in Nordrhein-Westfalen daraus die stressigsten Studienbedingungen im deutschlandweiten Vergleich ergeben. Aber auch außerhalb von NRW gibt es Bildungsbaustellen, wenn man an den Deckeneinsturz in der FAU Erlangen denkt. Lindner dazu: „Und es war ironischerweise in der Archäologie. Das heißt, die konnten sich selbst ausbuddeln.“
Für die FDP gibt es daher laut Christian Lindner nur eine vernünftige Lösung: Die Studiengebühren müssen den Hochschulen und Universitäten zur Verfügung stehen, zusätzlich zu den gewohnten Subventionen. Nur so könne ein Erhalt der Bildungsinstitutionen und die Verbesserung der Studiensituation für die Studenten ermöglicht werden. Ein Schritt von vielen zur weltbesten Bildung.

Statt Spott und Häme, eine echte Gründerkultur

Mit dem zweiten Punkt seiner Rede widmet sich Christian Lindner der Digitalisierung, einer Kompetenz der Freien Demokraten. Zugleich bringt er aber auch Startups und die Gründerkultur mit ins Spiel. Dabei vergleicht er die FDP selbst mit einem Startup, das sich beweisen muss.
Lindner sieht die Gründerkultur als einen Ausdruck des Zukunftsvertrauens einer Gesellschaft. Berücksichtigt man die Zahlen der Unternehmensgründungen, wird man feststellen dass die Entwicklung stagniert und das Vertrauen in die eigene Zukunft unserer Gesellschaft somit zurückgeht. Anschaulich beschreibt Lindner, wie sich die Märkte, vor allem aber der Arbeitsmarkt, durch die Digitalisierung verändern wird und dadurch auch Chancen entstehen. Aus seiner Sicht werden jene, deren Berufsbild den Wandel durch die Digitalisierung nicht übersteht, eine neue Anstellung bei den neu gegründeten Startups finden. Doch dazu muss es wieder neue Unternehmensgründungen geben, was nur durch eine Veränderung der Haltung gegenüber Gründern, einer Reduzierung der Bürokratie und einem leichteren Zugang zu Wagniskapital (privaten finanziellen Mitteln) ermöglicht werden kann. Spott und Häme, wie es Lindner einmal betitelte, sind weder konstruktiv noch führen sie zu den Innovationen die unsere Gesellschaft zukünftig braucht, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Stattdessen sollten wir eine Kultur des Mutes leben, die ein Scheitern honoriert und zu Erfolg motiviert.

Im letzten Teil der Veranstaltung widmet sich Christian Lindner den Fragen des Publikums. Er zeigt dabei unter anderem Lösungen in den Themenfeldern Patente, Energiemarkt und Privatisierung auf. Die Antworten Christian Lindners können Sie in der Aufzeichnung des Live-Videos des Freien Campus einsehen.

Die Veranstaltung schließt mit dankbaren Worten Lindners und hinterlässt ein begeistertes Publikum. Christian Lindner signalisierte an diesem Tag vor allem zwei Dinge: Die FDP ist zurück. Und wir haben unsere Hausaufgaben gemacht!

Sie wollen Christian Lindner einmal live erleben? Hier finden Sie alle Termine!

Text und Bild: Philipp Gensel